Diplomarbeit im Senegal

Also, vom 22.10. bis 19.12. sind die Melli und ich im Senegal um dort die Vorarbeit für unsere Diplomarbeit(en) zu leisten. Der Plan bisher: drei Wochen einleben und dann fünf Wochen in dem Projekt Diambars verbringen. Interviews, "teilnehmend beobachten", Infos sammeln usw. Was das dann im speziellen bedeutet erfahrt ihr hier...

Dienstag, Oktober 31, 2006

On y va

Eine Woche sind wir jetzt schon in St. Louis und damit ist es dann auch genug. Es ist sehr schoen hier, aber mittlerweile kennt man die zwei Bäcker, weiß in welchem der unzähligen kleinen Läden es was zu kaufen gibt und das ständige Gemeckere der Ziegen gehört ebenso zum Alltagsbild wie Yassa Poisson (Fisch) zum Abendessen.
Ohne eine richtige Aufgabe, wie z.B. Jessi und Nicole, die ein Praktikum im Krankenhaus machen, wird der Tagesablauf sehr schnell sehr langsam. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich in Deutschland das letzte mal vor 23 Uhr geschlafen hätte, hier könnt ich mich nach dem Abendessen schon um zehn ins Bett legen. Wenn einen der Muezzin nicht aus dem Schlaf brüllt (Ich hör ihn zum Glück nicht mehr, nur Melli wacht jedes Mal auf) ist man dafür um acht Uhr morgens ausgeschlafen . . . ein seltsames Gefühl, so anders als zu Studiumszeiten.
Wie schon gesagt, wir hatten ja keine Ahnung was uns hier erwartet, daher gab es für die ersten drei Wochen auch keine festen Pläne wann wir wo sein wollten/sollten. Die Route entwickelt sich mehr oder weniger kurzfristig.
Das nächste Ziel steht aber fest. Anne, die Sonntag auch bei dem Ausflug dabei war, arbeitet in einer Grundschule in Thiès, östlich von Dakar. Dort werden wir Donnerstag hinfahren, und dann ein oder zwei Tage zu Besuch in ihrer Gastfamilie sein. Am Wochenende geht´s weiter nach Touba, der heiligen Stadt. Die Woche darauf nimmt sich Anne frei und wir fahren zu dritt weiter. Wohin … … … keine Ahnung.
Macht euch auf einen spannenden Bericht gefasst, denn in Thiès gibt es ihrer Aussage nach gar nichts zu sehen und es sei todlangweilig. Vor lauter Langeweile hat sie schon mal versucht alle Weihnachtslieder die ihr einfielen aufzuschreiben.
Vielleicht können wir mal in ihrer Schule zusehen. Ihre Klasse besteht aus 50 Kindern über die drei Lehrerinnen wachen. Die meiste Zeit wird Wolof geredet, so dass sie nichts versteht, und der Französischunterricht besteht darin, denselben Satz unzählige Male zu wiederholen.
Also, nur mal eine kleine Anmerkung, der Heiko hats ehrlich gut, dass er diesen Wahnsinnigen nicht hört…der brüllt in den wildesten Tonlage die Gebete aus dem Megaphon und das, wenns morgens noch dunkel ist…wenn die anderen Mädels den nicht auch hören würden, hätt ich ja gedacht, das sind Lariam- Halluzinationen…!!

Sonntag, Oktober 29, 2006

Na nga def


Noch ein paar ruhige Tage in St. Louis und der erste Ausflug..

Puh…keine neuen Souvenirs, bekommen zwar nach wie vor so einiges angeboten, aber wir haben gelernt abzulehnen ohne irgendjemand beleidigt zu stimmen.
Freitagabend sind wir mit den Freunden von Jessica und Nicole ausgegangen. Sie wohnen bei ihnen im Hof und verbringen ihre Tage damit, lecker Wein aus Tetrapacks zu trinken. Ist wohl auch ein Grund, warum sie dazu neigen immer dieselben Dinge wieder erzählen…Sie haben uns dann in eine Kneipe mitgenommen, die wir wohl aus eigenen Stücken nicht gewählt hätten, bzw. wohl auch gar nicht gefunden hätten. Es war halt, naja, ein Raum. Da saßen dann ein paar vereinzelte Typen, die ihr Bier tranken und den kleinen Fernseher anstarrten, in denen Musikvideos liefen (hoch qualitativ gedreht, vogelwild in Wohnzimmern tanzende Afrikaner, und anspruchsvolle Texte mit irgendwie hypnotisierender Wirkung).
Wir bekamen unser Bier aus dem Kühlschrank, der da halt einfach so im Raum stand und unterhielten uns über eher unwichtige Dinge mit unseren neuen Freunden, wenn wir nicht allzu sehr gefesselt waren von diesen hervorragend amüsierenden Musikvideos!
Dann wollten sie tanzen gehen…oh oh…wir sahen uns schon, mit unseren deutschen ungelenken Hüften zu afrikanischer Musik tanzen, lachenden Afrikaner um uns herum. Wir landeten aber auf einem religiösen Straßenfest. Zwei Männer sangen sich über Megaphon die Seele aus dem Leib und die Menschen tanzten um sie herum. Wir mischten uns unter das Zuschauervolk und schauten sicher über eine Stunde fasziniert zu und lauschten den Trommelklängen. Sehr interessant war dieser Holzknüppel, der am Boden lag. Immer wieder hob ihn einer der Männer auf, um sich dann selbst damit auf den Rücken zu schlagen, nachdem er ihn kunstvoll durch die Luft geschleudert hatte. Anscheinend tut es nicht weh, was aber ehrlich gesagt wirklich nicht danach aussah…naja, was es damit auf sich hat, muss ich noch rausfinden, weiß bis jetzt nur dass es irgendwie „pour la coeur“ ist.
Am Samstag haben wir- da sieht man mal wieder, wie wir uns dem Lebensstil angepasst haben- schätzungsweise 5 Stunden lang im Hof von Jessica und Nicole Karten gespielt. Ab und zu kam wieder Ibrahim, Abdul…, gab uns die Hand (ein Brauch, der mir sehr gut gefällt, gottseidank nicht diese französische Bisé- Sache!!) und sagte: Ca va, tranquille? Das sagen sie hier eigentlich ständig, das wichtigste Wort überhaupt! Später gingen wir noch auf den Markt auf der anderen Seite des Flusses, wo es deutlich ärmer zugeht. Wir besorgten einen Spiegel für die Mädels, nicht leicht, hier so was zu finden….
Nachdem wir zur Abwechslung mal Fisch, Pommes und Erbsen zu Abend gespeist haben, besorgten wir uns Gazellen und tranken sie tranquille mit …am Flussufer. Wir bekamen Wolof- Unterricht: Hallo heißt „Na nga def“, Danke „Jai- rruh- jef“…
Hm, schwierig, schwierig…mal hoffen, dass die Kinder in Diambars des Französischen mächtig sind!

Heute haben wir dann endlich die vielseits angepriesene Tour in den Parque du Guembeul und la langue de barbarie zusammen mit Anne und Aurelie (ein deutsches und ein französisches Mädl, die unter der Woche in Schulen in Dakar und Thiès arbeiten), Jessica, Nicole, Heiko et moi. Wir haben uns für unseren Herbergspapa als Führer entschieden, der machte so den seriösesten Eindruck. Im ersten Park sahen wir uuuuunglaubliche Dinge: Schildkröten, Pelikane, und ein antilopenartiges Ding mit einem langen Horn, dessen Name ich vergessen habe. Ja, und wie überall hier diverse Vögel.
Im Langue de Barbarie gings in einer Pirogue (Fischerboot) über den Fluss, da sah man Vögel, Kormorane und Vögel und Wasservögel und Fische und Landvögel. Dann besuchten wir ein Dorf am Flussufer. Die Kinder umringten uns natürlich gleich und wollten meine Kamera, mein Cap, mein Wasser, mein Geld…Aber sie betteln hier im allgemeinen auf eine sehr angenehme Art, sie fragen halt mal, ohne Anfassen und wenn man nein sagt, nehmen sie das in der Regel auch hin. Wir wurden durch das Dorf geführt, sahen Vögel, eine Mini- Moschee und einen Brunnen. Die Kinder verabschiedeten uns mit lautem Geschrei und wir fuhren weiter an einen schönen, ruhigen Strand. Da kickten wir gegen unsere Führer, gingen baden, und aßen mal wieder Baguette, Brioche und Bananen…


Samstag, Oktober 28, 2006

Kakerlaken im Kreißsaal…

https://fotoalbum.web.de/gast/heiko-may/Senegal_03

Es gibt noch nicht soo viele Touristen in St. Louis, so dass man immer nur vereinzelt einige durch die Straßen spazieren sieht. Außer, man geht ins Internetcafe. Da kommt irgendwann ein jeder Touri vorbei, uns natürlich eingeschlossen. Gestern saßen wir wieder einmal dort, als das Mädel daneben zu telefonieren anfing und auf Deutsch etwas über den Zustand des örtlichen Krankenhauses erzählte (s. Titel). Da hab ich dann natürlich etwas nachgefragt, wir kamen so ins reden und gingen noch alle zusammen (sie waren zu zweit) nebenan was trinken.
Jessica und Nicole sind zwei Medizinstudentinnen, die hier im Krankenhaus von St. Louis einen Monat Famulatur machen. Lustigerweise erging es ihnen recht ähnlich wie uns. Vor einer Woche nachts in Dakar angekommen, mit demselben Taxi in dieselbe Unterkunft gefahren, dafür auch zu viel bezahlt, hier in St. Louis angekommen, dieselben „Freunde“ getroffen und wegen denselben Tricks auch Dinge gekauft, die sie eigentlich gar nicht haben wollte…
Aber wenn man noch nicht darauf reingefallen ist, ist es wohl unmöglich solchen Situationen zu entgehen. Nicht dass die Verkäufer aufdringlich wären und dir plump etwas andrehen wollen, nein, das machen sie viel cleverer. Zuerst wird man freundlich auf der Straße angesprochen, gefragt wo man herkommt (zufällig hat der Verkäufer dann einen Verwandten in Frankfurt oder Flensburg) und gebeten eine Visitenkarte mitzunehmen, nur um daheim in Deutschland dafür etwas Werbung zu machen. Ist man erstmal drinnen bekommt man, aus reiner Freundschaft“ ein Geschenk oder zwei (hässlichen Anhänger und ´ne Holzmaske), bekommt noch viel Honig um den Mund geschmiert, bevor letztendlich noch die Hauptgeschichte anfängt. Bei uns hieß es, dass morgen im Dorf nebenan ein Fest für die Schulkinder sei. Dort gäbe es dann Essen und Trinken für die Kinder und irgendwas werde gefeiert. Man müsse aber heute noch das Essen kaufen und daher wäre es sehr nett, wenn wir, auch wenn es nur eine Kleinigkeit sei, etwas mitnähmen … blabla usw.
Tja. Jetzt überlegt mal, wie ihr reagieren würdet? Man hat euch zwei Ketten und ´ne Maske „geschenkt“ und sich eigentlich ganz nett unterhalten.
Man weiß zwar genau, dass man hinten und vorne besch… wird, aber einfach rauszugehen und die „Geschenke“ so mitzunehmen wäre doch auch ziemlich unfreundlich.
Wir sind jetzt auf jeden Fall schlauer und gehen beim nächsten Mal einfach nicht mit hinein . . . hoffentlich.

Bis Sonntag werden wir wohl noch in St. Louis bleiben, tagsüber Französisch lernen und uns auf die Arbeit in Diambars vorbereiten und die Abende mit Nicole und Jessica verbringen. Samstag geht´s in den Naturpark „la langue du barbarie“ mit einem der vielen „Freunde“ als Führer . . .

Donnerstag, Oktober 26, 2006

Sooo viele neue Freunde . . .

Die Fotos dazu: https://fotoalbum.web.de/gast/heiko-may/Senegal_02


Erst der zweite Tag in St. Louis und schon haben wir eine ganze Handvoll neuer „Freunde“ gefunden . . . genauer gesagt haben sie uns gefunden.

Alle haben sie ein Spitzen Auto und wollen uns den tollen Park in der Nähe von Saint- Louis zeigen, mit wundeschöner Wüste, Strand, Meer, eine Million Vögel…das muss das Paradies sein!
Abdul hat uns gleich mal vor der Herberge abgefangen, und uns aus reinster Gastfreundschaft in sein Appartement eingeladen, uns irgendwelche Fotos von irgendwelchen Brüdern gezeigt, uns die CD seiner Band vorgespielt und nebenbei darauf hingewiesen, dass auch er hervorragende Touren anbietet und seine CD für bon prix verkauft…ok, wir überlegen uns das und sagen dir später bescheid, „ami“…
Dann war da noch ein neuer Paco, wir sollen Werbung für seine Band und das HipHop-Reggae…-Festival in Saint Louis machen, also tun wir ihm doch den Gefallen, ist glaub ich echt nicht schlecht, also klickt mal drauf! :
Das Verflixte an der Sache ist, dass die hier alle so wahnsinnig nett und lustig sind, obwohl man weiß, sie wollen im Endeffekt was verkaufen, kann man sie nicht wegschicken oder ignorieren, sondern hört sich brav alles an und hat dabei immer was zu lachen! So musste es denn auch kommen, dass ich wieder einmal stolze Besitzerin einer geschnitzten Holzfigur wurde, die ich jetzt irgendwie acht Wochen an der Backe hab, um sie dann als Staubfänger (gleich neben dem Nilpferd) in meinem Zimmer zu platzieren. Diesmal ist es eine Samstagsmaske für Frauen…was zum..?!? Ach ja , nicht zu vergessen, die „geschenkte“ Kette in Senegalfarben, die ich jetzt nicht mal tragen kann, weil hier anscheinend alle Touris auf diesen Trick reingefallen sind, und eben diese Kette in der Tasche haben!

Ansonsten verläuft das Leben hier très tranquille, einkaufen beim Bäcker dauert da schon mal ne viertel Stunde, ne ne keine lange Schlange. Zwei Croissants bitte! -Zeitung holen, Zeitung auf den Tresen legen, ein Croissant auf die Zeitung, zweites Croissant auf die Zeitung, Zeitung an einer Seite übers Croissant klappen, Zeitung an anderer Seite übers Croissant klappen, Zeitung an einer Seite wieder zurückgeklappt, Zeitung wieder rüberklappen, Zeitung jetzt an anderer Seite wieder zurückgeklappt…hm, erstmal Kasse öffnen (währenddessen nehmen wir das mit der Zeitung selber in die Hand), eine Münze auf den Tresen, nächste Münze auf den Tresen…
Mittlerweile bewegen wir uns jedenfalls nur noch seeehr seeehr gemächlich, immer ein Schritt vor den nächsten, ja und dann kommt ja eh schon der nächste Freund, der einen erstmal zu sich nach Hause mitnimmt und ein paar Geschichten erzählt. Die Leute hier in der Jugendherberge lassen sich schon immer aus dem Zimmer rufen, wenn das Essen fertig ist, weil sie nicht so lang sitzen wollen. Weiß jetzt auch, warum die Gazelle so groß ist, da kann man schon mal ein zwei Stunden mit Bierchen aufs Essen warten und einfach das schöne Etikett bewundern.


Mittwoch, Oktober 25, 2006

Erster Tag, erste Eindrücke, erstes mal Besch…

Der Flug war lang und unbequem, das Essen eher sehr schlecht als schlecht und die Hitzeklatsche nach dem Ausstieg in Dakar gab mir fast den Rest.
Mit ordentlicher Verspätung kamen wir mitten in der Nacht, gegen halb drei, aus dem Terminal. Temperatur 28° C, Luftfeuchtigkeit 70 %. Vorab kein Geld eingetauscht zu haben (ein Euro ~ 650 Senegalesische Franc XCF) war doch keine so gute Idee gewesen, denn die erwartete Wechselstube blieb aus. Nur wie sollten wir dann das Taxi zum Hotel zahlen, falls es denn wirklich draußen stand. Auf meine Email Anfrage zwecks Reservierungsbestätigung und Abholen kam jedenfalls keine Antwort. Der Verkäufer im einzigen „Shop“ des Terminals meinte nur ich sollte draußen umtauschen. Draußen? Aha? Wird wohl da ´ne Wechselstube sein.
In dem hektischen Gewusel von Ankommenden und noch hektischeren Kofferträgern bahnten wir uns den Weg zum Ausgang. Großer Rucksack auf dem Rücken, kleiner rechts (mit Laptop, Kamera und dem ganzen elektronischen Zeugs für die Interviews später). Dahinter noch mehr Menschenmassen. Ein Absperrgitter links von dem aus dich die Leute wie aus dem Gefängnis anschauen. Mit viel Gepäck reise ich sehr ungern, wenn es wertvoll ist noch ungerner und wenn es heiß, stickig, spät ist, man nachts von einer Menschenmenge umringt ist, in der dir jeden Moment die Seitentasche geöffnet werden könnte, noch viel ungernerer!
Es ist laut. Jeder redet auf dich ein, schaut dich an (zumindest kam es mir in dem übermüdeten Zustand so vor). Kurz hinter dem Ausgang noch ein Absperrzaun, Menschen mit Schildern stehen dort. Hotel dies, Hotel das … Hotel les Mamelles! Ah, das is´es. Ich hatte nicht mehr mit dem Abholservice gerechnet, dass doch jemand kam war mehr als erfreulich. Mein Name steht nicht drauf, doch er scheint irgendwas von meinem unverständlichen französischen Gebrabbel verstanden zu haben. „May?“. „Vous êtes May?“ … Gehetzt rief ich ihm über den Zaun, dass ich noch Geld wechseln müsste. Die Antwort verstand ich nicht, aber er wank uns an die Seite um auf zwei andere zu warten. Wir gingen am Zaun vorbei, da kamen schon die ersten zwei „Geldwechsler“ auf uns zu. Hatte der Hotelmensch die bestellt? Wir gingen etwas hinter die Menschenmenge. Melli nahm ich gar nicht so wirklich war, die anderen zwei texteten mich unaufhörlich von der Seite zu… „blabla … changer … bon prix…“… während der Hotelmensch mich schief anschaute, aber auf meine Frage ob es denn in Ordnung sei hier zu wechseln nichts sagte … „combien d`euro? … combien d`…..“ Diese Reizüberflutung nach so einem Tag war dann wohl zu viel. Wie benebelt stand ich und gab den zwei freundlichen Ich-AG Geldwechslern fünfzig Euro. Mit dem letzten Rest klarer Gedanken fiel mir noch der Taschenrechner-Trick ein und ich ließ ihn mir mindestens fünfmal den Kurs vorrechnen. Fünzig Euro zu 655 CFA je Euro macht 32000 irgendwas abzüglich 1% Komission, also 29000 und ein paar … schien mir in Ordnung zu sein. 1% Kommission? Wird schon passen. Das nachzurechnen, dazu war ich nicht mehr in der Lage. Der Kreislauf hatte sich irgendwo in meinen Schuhen versteckt und bevor dieses seltsame heißkalt/dunkel/Übel-Gefühl sich ausbreiten konnte steckte ich meine hart umkämpften ersten senegalesischen Franc ein, nahm den Rucksack von den Schultern und setzte mich auf eine kleine Mauer…

…nach ein paar Minuten hatte mich die Welt wieder. Als nächstes kam Ndongo, der schon angesprochene Hotel-Taxifahrer und ärgerte sich darüber, dass ich bei dem erstbesten Geld gewechselt und soviel Kommission gezahlt hätte. Wir hätten ihn auch mit Euro bezahlen können. „Ahja! Und wieso hat er mir das nicht vorhin gesagt und mich nur die ganze Zeit mit dem Ellenbogen angestupst?“, dachte ich mir. Er brachte uns zu seinem … äh … naja … „Auto“ (s. Bild) auf dem Parkplatz und ärgerte sich immer noch (über mich). Dann standen wir vor seinem „Auto“, warteten auf drei andere Gäste und Ndongo … ja genau. Oder ärgerte er sich vielleicht nicht über mich, sondern darüber, dass der andere und nicht er die Kommission einsacken konnte. Dafür sackte er erstmal fünf Euro für den Parkplatz ein (wie viel es wirklich kostet werde ich dann in Acht Wochen nachfragen). Die Fahrt, nochmals 10000 Franc (Wucher!... aber wie gesagt, zum Denken/Feilschen war ich zu fertig) dann Duschen, auf´s Bett, alle Viere von sich strecken und hoffen, dass es morgen besser würde…


Gut, über den Flug wurde schon genug geschimpft, ich war schon einigermaßen darauf eingestellt, weil ich bereits das „Vergnügen“ hatte, mit TAP Air zu fliegen. Aber ich muss schon sagen, das Sandwich hat die wildesten Alpträume an Flugzeugessen getoppt. Und EINE Verspätung hätte auch locker gereicht…
Die Ankunft in Dakar war einfach nur Reizüberfluthausen. Das mit dem Geldwechseln hab ich in dem Moment gar nicht so recht umrissen und dachte, zwei Menschen wollen dem Heiko ein billigeres Taxi andrehen als unseren Abholservice (der zu meinem Erstaunen tatsächlich existierte und auch noch „May“ auf seinem schäbigen Wisch zu lesen war!) Als ich dann merkte, um was es wirklich ging (als der Heiko plötzlich nen Fuffi zückte), hab ich nur mal so bemerkt, ob er das tatsächlich jetzt auf der Strasse wechseln will?! Aber ich war aus den tausend Eindrücken, die da auf ihn niederprasselten, aus seinem Hirn ausgefiltert. Der arme Heiko wurde aber auch wirklich von allen Seiten massiv belagert, ich stand da als Frau weit weniger im Interesse der Tourifänger und wurde nur am Rande der Mauer abgestellt, „Wait here!“
Im Nachhinein war es wohl gar nicht so wild, da die Banken hier anscheinend einen schlechteren Kurs haben als die Ich- AG`s…
Und so wie unser Chauffeur uns das Geld aus den Taschen gesaugt hat, hat er den Heiko wohl hauptsächlich deshalb zur Sau gemacht, weil er die Kohle einsacken wollte!
Das Taxi war der Wahnsinn, die Rucksäcke lagen im offenen Kofferraum (ach was, nur Laptop und Kamera…) und wir braven Deutschen suchten natürlich vergebens nach einem Gurt, aber in dem Fall konnte man schon froh sein, einen Boden unter den Füßen zu spüren. Die Fahrt war dann auch recht holprig, aber irgendwie hatte ich doch so was wie Vertrauen in den Fahrer.
Das Hotel war eigentlich sehr gut, sauber und ne ordentliche (man is da viel Chlor drin!!) Dusche, juhu!! Nachdem ich mich durch diese etwas erfrischt hatte, gings endlich ins Moskitonetz-präparierte Bett.
Ich schlief zwar nicht sonderlich lang, dafür aber eigentlich recht gut. Beim Frühstück mit Baguette, Nescafé und Marmelade (hm…naja…) trafen wir dann Hal. Ziemlich souveräner Zeitgenosse, war auch schon diverse Male in Afrika und weiß ganz gut wie die Leute ticken.



Hal, der, wie sich später herausstellte, für die Weltbank arbeitet, fragte ob wir schon einen Plan hätten – hatten wir natürlich nicht. Französisch reden konnte er als Kanadier perfekt und hatte schon mit Paco und Ndongo, die zwei vom Hotel, eine Dakar-Tour ausgemacht. „Ich hab keine Ahnung, was uns da erwartet. Sie zeigen uns Dakar und danach bleiben wir wohl bei seinem Bruder“, war seine Beschreibung davon. Klang interessant und Alternative gab´s auch keine. Gleich nach St. Louis in den Norden Senegals zu fahren erübrigte sich, da die Busse nicht im Einsatz waren. Heute, also Montag der 23. Oktober, war das Ende des Ramadan. Alles feiert, kaum Leute auf den Straßen, alle Geschäfte zu.
Also . . . die schönste Stadt ist Dakar nicht. Besichtigen . . . ja mei . . . da is dann halt so ein Platz der Liberté, ein Regierungsgebäude mit rot gekleidetem Wachposten davor, ein Hafen mit ´nem großen Kreuzfahrtschiff, Tourimärkte mit Schnitzerein, Kleidern usw. (zuuufällig hielten wir bei dem Schuppen von Pacos Cousin oder Verwandten an…). Nach einem kurzen Abriss der Geschichte Dakars („…this is xy, a traditional part of the city … here is zx, a very old and traditonal part of the city ….“ – Aha!) brachte uns Ndongo zu dem Haus von Paco´s Bruder, wo wir bis nachmittag blieben.

Wir fuhren mit ihm, unserem guten alten Freund, dem Taxifahrer Ngdogo oder so und Paco, noch so ein Mensch, der da abhängt, in die Stadt, auf eine Art Sightseing Tour. Eine große Straße, die teils aus rotem Sand und teils ausTeer besteht führte uns vorbei an Slums- viele Menschen, viel Müll, Gestank und Staub. Die Sehenswürdigkeiten waren ein paar wichtige Gebäude, naja, da erwartet man ja auch nicht viel Spannendes. Bei den Freunden von Paco, wurden wir durch einen Markt geführt und ich musste ein paar Mal betonen, dass ich kein Riesengewand brauchen könne, ich dafür viel zu klein bin und in meinem Rucksack eh kein Platz dafür wär…na gut, also in die „Galerie“. Das war eine kleine Kammer in einem Hinterhof, wo ich eintreten sollte. Mist, in der Falle! Konnte so auf engem Raum, nur ich und der „Künstler“ schwer sagen, dass ich jetzt eigentlich wirklich um alles in der Welt grad keine selbergeschnizte Holzfigur gebrauchen kann. Als ich das versuchte, spielte der nämlich gleich den Beleidigten, und ich suchte das Kleinste, was er zu bieten hatte…ein Hippoppodamme, bei dem die Nase so groß ist wie der Körper…5 Euro und ich durfte wieder raus…puh, jetzt war Hal dran, und kam mit drei Affen wieder raus.
Danach gings zu Pacos Brüdern, wo wir recht herzlich empfangen wurden. Wir bekamen aufwendigst zubereiteten senegalesischen Tee kredenzt. Dazu gab`s einen süßen Brei, auch lecker, irgendwas aus Erdnuss, Schoko, Rosinen…
Später bekamen wir noch Lamm mit Nudeln, auch sehr gut…aber „eingeladen“ waren wir in dem Sinn natürlich nicht, später, als wir schon wieder im Hotel waren, richtete Hal uns noch von Paco aus, mit dem er am Flughafen waren, wie viel wir noch zahlen müssen. Aber ist ja auch in klar, außerdem wars echt lecker und traditioneller geht’s auch kaum!


Ein Tag Dakar genügte uns für´s erste. Dienstag wollten wir früh am „Busbahnhof“ sein um nicht zu spät in St. Louis anzukommen. Gegen halbacht standen wir vor unserem Minibus, ein weißer Mercedes-Lieferwagen mit 16 Sitzen hinten. Alternative dazu wären die sog. „sept place“ Taxis. Kombis die im Kofferraum noch eine Sitzbank haben und Platz für sieben Mitfahrer haben. Die sind schneller, aber auch teurer. Wir waren die ersten in unserem Minibus, nahmen vorne Platz und eine Stunde später, als alle Plätze besetzt waren, ging´s los. Im Vergleich zu den Horrorgeschichten die wir uns am Tag zuvor im Hotel ausgedacht hatten war´s doch eher unspektakulär. Keine stundenlanges Warten in der Sonne, keine Menschenmassen die sich um die Kunden streiten. Erstaunlicherweise hat es die meisten nicht interessiert, ob sie Touristen oder Senegalesen fahren. Um den Preis, 2750 p. P., gab´s auch keine Gefeilsche und die fliegenden Händler gaben sich mit einem „No, merci!“ zufrieden.

In Saint Louis angekommen, war ich dann ziemlich erleichtert, dass es nicht ueberall so haesslich ist, wie in Dakar. Es ist ein ziemlich gemuetlicher, schoener Ort, wo die Kinder uns auf der Strasse antanzen, mei suess! Das Geldumtauschen war ne ziemliche Herausforderung, doch letzendlich gings dann doch irgendwie. Am Abend gabs dann endlich die erste Gazelle, leckeres und grosses einheimisches Bierli!
PS: Internet ist ziemlich lahm . . . Fotos gibt's bei der naechsten Gelegenheit.